Wie begeistern wir junge Menschen für eine Arbeit in der Region? Um diese Frage zu beantworten, über Ideen, aber auch bereits erfolgreiche Konzepte zu sprechen, trafen sich Vertreter verschiedener regionaler Institutionen wie Industrie- und Gewerbevereinigung Westerzgebirge (IGA), Wirtschaftsförderung Erzgebirge, Unternehmen, Ausbildungsbetriebe sowie Schuleiterrinnen und Schulleiter. Zusammen mit dem Staatsminister für Kultus, Christian Piwarz und mir, als zuständigen Wahlkreisabgeordneten, wurde sich über verschiedene Ansatzpunkte ausgetauscht, die wichtige Wegweiser darstellen. So berichtete Cindy Britsche von der Wirtschaftsförderung Erzgebirge von Projekten, bei denen Schulen und Unternehmen bereits erfolgreich zusammenarbeiten. Die Woche der offenen Unternehmen oder vier Ausbildungsmessen im Erzgebirge sind derart etablierte Beispiele. Zudem gibt es eine Studienmesse mit Fokus auf dem dualen Studium: Firmen gehen in die Gymnasien, um duale Studiengänge vorzustellen. Auch Studenten kommen mit, um authentisch über ihre Ausbildung vor den Schülern zu sprechen. Das duale Studium sei noch nicht in den Köpfen. Der Freistaat hilft, den Berufsakademie Sachsen-Abschluss auf Niveau des Uni-Abschlusses anzuheben. So dürfen ab Jahreswechsel 2024/25 Master-Abschlüsse vergeben werden.
Für die Möglichkeit, statt eines Blockpraktikums in Betrieben und Einrichtungen, jeweils einen Praxis-Tag pro Schulwoche einzuführen, haben sich laut Wirtschaftsförderung für das Schuljahr 2024/25 bereits zehn Schulen im Erzgebirgskreis entschieden. Gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit haben die Oberschule Schönheide und die Firma Bümag gemacht. Davon berichteten Praxisberaterin Doreen John und Personalleiterin Maxi Rauh. Aktuell sieben Schüler haben sich dafür entschieden, immer dienstags bei der Bümag einen praktischen Tag zu absolvieren. Damit wird kein Unterrichtsausfall kompensiert, sondern es findet im Rahmen des WTH-Unterrichtes statt.“ Im Unternehmen werden die Schüler in verschiedenen Abteilungen eingesetzt und haben einen individuellen Ansprechpartner. Die Woche der offenen Unternehmen ist für die Bümag fester Bestandteil. In diesem Jahr besuchten zwei Gruppen von zehn beziehungsweise 15 Schülern die Firma, daraus resultierten vier Bewerber auf Ausbildungsstellen. Hinzu kommt die Ferienarbeit. Unterm Strich bedeutet das zwar alles viel Aufwand, „doch wir haben auch etwas davon, nämlich dass wir bisher alle Ausbildungsstellen besetzen können“, so Maxi Rauh.
Kultusminister Piwarz warb dafür, die Möglichkeiten der Berufsorientierung auszubauen. Wichtig sei, individuelle Angebote zu schaffen, bei denen Erfahrungen gesammelt werden können. Schüler für einen Tag in die Betriebe zu schicken, bringt nicht viel.
Hintergrund: In Sachsen sollen mehr junge Menschen für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik begeistert werden. Sie werden als Fachkräfte dringend gebraucht. Das Kultusministerium hat dafür ein Unterstützungsnetzwerk gestartet, den MINT-Hub Sachsen. Ziel ist es, durch Kooperationen von Schulen und regionalen Unternehmen die Berufswahlkompetenz zu stärken, die Arbeits- und Wirtschafswelt besser kennenzulernen und die Schülerinnen und Schüler für naturwissenschaftliche und technische Berufe zu begeistern, sagt Kultusminister Christian Piwarz. Die Projekte werden im Ganztagsangebot der Schule umgesetzt. Externe Lernbegleiter experimentieren und forschen mit den Schülerinnen und Schülern. Mittlerweile arbeiten schon 80 Studierende, Senioren, Eltern oder Mitarbeiter von Unternehmen als Lernbegleiter an sächsischen Schulen. Regionale Unternehmen stellen dann den Bezug zur Arbeitswelt her und tragen so zur Berufsorientierung bei.